Mandelentzündung: Oft wiederkehrender Gast bei Kindern
Eine Mandelentzündung kann äußerst unangenehm und schmerzhaft sein. Im Rachen liegen die Gaumenmandeln rechts und links hinter dem Gaumenzäpfchen. Mit anderen Mandeln zusammen bilden sie den sogenannten lymphatischen Rachenring und erfüllen eine wichtige Funktion im Körper: Die Abwehr von Keimen, die Mund und Nase passieren wollen. Diese Keime werden meist durch Tröpfcheninfektion beim Sprechen, Niesen oder Küssen übertragen.
Kinder sind oft häufiger von einer Mandelentzündung betroffen als Erwachsene, da sie sich vor allem in den ersten Jahren noch in der immunologischen Lernphase befinden. Bei ihnen wird jeder Fremdkörper im Mund zunächst als Feind erkannt und die Abwehr wird dementsprechend hochgefahren, um den vermeintlichen Eindringling zu bekämpfen. Erst nach und nach ‚lernen‘ die Mandeln, dass nicht jeder Fremdkörper schädlich für den Körper ist. Somit kann es auch öfter im Jahr zu einer wiederkehrenden Mandelentzündung bei Kindern kommen. Tritt sie allerdings mehr als fünf bis sechsmal im Jahr auf und werden andere Organe in Mitleidenschaft gezogen oder kommt es zu Atem- und Schluckbeschwerden, sollte über eine Entfernung nachgedacht werden. Diese sollte allerdings nicht vor dem fünften Geburtstag erfolgen. Mittlerweile gibt es auch die Möglichkeit, nur einen Teil der Mandeln (Tonsillotomie) zu entfernen, um die immunologische Funktion der Mandeln weitestgehend zu erhalten.
Welche Symptome und Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Bei einer Mandelentzündung kommt es meist sehr plötzlich zu Symptomen wie geschwollenen und gerötete Mandeln, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Kopfschmerzen, geschwollenen Lymphknoten, Abgeschlagenheit, Mundgeruch und manchmal zu Fieber. Betroffene haben meist keinen Appetit, da das Schlucken Schmerzen verursacht und somit sehr unangenehm ist. Bei Kindern kann sie sich auch durch untypische Zeichen wie Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen äußern.
Bei Babys zeigt sich meist als erstes Symptom eine Trink- und Essschwäche, meist gepaart mit quengeligem Verhalten.
Wird eine Mandelentzündung durch Viren verursacht, gesellen sich meist Erkältungssymptome wie Schnupfen und Husten dazu. Die häufigsten Erreger sind Viren, allerdings kann danach leicht eine sogenannte Superinfektion folgen, bei der zusätzlich Bakterien die Mandeln befallen. Am häufigsten kommen hier Streptokokken als Erreger vor. Meist erkennt man eine bakterielle Mandelentzündung daran, dass weiß-gelbliche Eiterstrippchen auf den Mandeln entstehen. Eine eitrige Mandelentzündung ist hochansteckend und muss mit einem Antibiotikum behandelt werden. Kinder, die betroffen sind, dürfen erst 24 Stunden nach Start der Antibiotikatherapie wieder Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergarten oder Schule besuchen, da sie dann nicht mehr ansteckend sind.
Bei einer viralen Mandelentzündung muss kein Antibiotikum gegeben werden, da dieses gegen Viren nicht wirksam wäre. Neben schmerzlindernden Mitteln wie Ibuprofen oder Paracetamol können viel Trinken (z.B. Tee oder stilles Wasser) und Gurgeln bei einer Mandelentzündung helfen. Vor allem die schmerzstillende Therapie sollte im Vordergrund stehen, da sich Kinder aufgrund der Schmerzen beim Schlucken oft schwer tun, etwas zu essen oder zu trinken. Gerade Letzteres ist wichtig, um die Schleimhäute zu befeuchten und einer Verschlimmerung der Beschwerden entgegenzuwirken. Kindern sollten (zuckerfreie) Lutschbonbons zur Verfügung gestellt werden, um den Rachen zu befeuchten, auch mehrmals täglich Inhalieren kann helfen.
Weitere Hausmittel und Möglichkeiten, die Beschwerden lindern können:
- Honig: Wirkt nicht nur wohltuend und schmerzlindernd, sondern hat auch antibakterielle Eigenschaften. Entweder mit etwas Tee trinken oder pur vom Löffel essen. Hinweis: Für Babys unter 12 Monaten ist Honig aufgrund der darin enthaltenen Bakterien tabu.
- Heiße Zitrone: Hat wie der Honig antibakterielle Eigenschaften und enthält zudem viel gesundes Vitamin C. Da letzteres nicht hitzebeständig ist und bei zu hohen Temperaturen zerstört wird, sollte heiße Zitrone am besten nicht mit Wasser über 40 Grad aufgebrüht werden.
- Halswickel: Halswickeln mit Quark können entzündungshemmend wirken und sind seit jeher das Hausmittel der Wahl bei Halsschmerzen. Einfach zimmerwarmen Quark (etwa 200 Gramm) auf einem Küchentuch verteilen und um den Hals des Kindes legen. Darüber einen Wollschal oder ein Tuch wickeln und die Wickel so lange wirken lassen, bis der Quark eingetrocknet ist. Quark gilt als entzündungshemmend und schmerzstillend und somit wohltuend, bei entzündlichen Prozessen im Hals.
- Gute Raumluft: Gerade im Winter kann trockene Heizungsluft dazu beitragen, dass die Atemwege gereizt werden. Du kannst eine Schale mit Wasser in Nähe der Heizung aufstellen oder einen Luftbefeuchter kaufen, um dem entgegenzuwirken. Auch regelmäßiges Lüften hilft dabei, die Raumluft feuchter zu halten. Mit einem herkömmlichen Hygrometer, das Du im Handel bekommst, kannst Du ganz einfach feststellen, ob die Raumluft zu feucht oder zu trocken ist.
- Viel Bettruhe: Eine Mandelentzündung kann ordentlich auf den Körper schlagen und zu Abgeschlagenheit führen, vor allem wenn Fieber im Spiel ist. Dein Kind sollte sich viel ausruhen und Überanstrengungen vermeiden.
Eine reguläre Mandelentzündung heilt mit der richtigen Therapie in der Regel nach ein bis zwei Wochen ab. Sie kann in seltenen Fällen allerdings auch ein Hinweis auf eine andere zugrundeliegende Erkrankung sein, beispielsweise Scharlach, Diphtherie oder das Pfeiffersche Drüsenfieber. In jedem Fall sollte man bei einer Mandelentzündung mit seinem Kind immer bei einem Arzt / einer Ärztin vorstellig werden, um nicht nur die richtige Behandlung einzuleiten, sondern auch um eine Chronifizierung oder Komplikationen (beispielsweise Mittelohrentzündungen oder einen Abszess) zu vermeiden.
Referenzen:
Georgalas CC, Tolley NS, Narula PA. Tonsillitis. BMJ Clin Evid. 2014.
Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V. Mandelentzündung bei Kindern. [zuletzt zitiert am 26.09.2023].
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