Gerade in den ersten Lebensmonaten ist das Schreien für die Entwicklung Deines Babys äußerst wichtig. Schreien ermöglicht es Deinem Baby beispielsweise seine Lunge zu stärken und seine Bedürfnisse den Eltern mitzuteilen. Müttern und Väter werden mit der Zeit sehr vertraut mit der Art und Weise wie ihr Baby schreit und können schnell wichtige Schlüsse über den Gesundheits- und Gemütszustand ihres Babys ziehen. Jedoch kann exzessives Schreien von Babys auch ein Zeichen für ein zu hohes Stresserleben des Kindes sein. Der Psychologe Wessel hat dabei exzessives Schreien definiert als Schreien über mehr als drei Stunden am Tag, für mindestens drei Tage und über einen Zeitraum von mindestens drei Wochen. Exzessives Schreien kann sich negativ auf die Beziehung zwischen Eltern und Kind auswirken und den Aufbau einer emotionalen Bindung beeinflussen. Andauerndes, exzessives Schreien kann dabei Gefühle von Angst und Verzweiflung bei den Eltern auslösen. Es kann hilfreich sein zu verstehen welche Faktoren das Schreien Deines Babys bedingen könnten.
Exzessives Schreien: Trösten bringt Vorteile für die kindliche Entwicklung
Die meisten Babys durchleben Phasen in denen sie exzessiv weinen. Da Babys jedoch mit der Zeit lernen die eigenen Emotionen besser zu regulieren wird auch das Weinen mit der Zeit seltener, zum Beispiel wenn die Dreimonatskoliken vorbei sind. Zudem führen neurobiologische Anpassungen im Gehirn der Eltern dazu, dass es ihnen mit der Zeit besser gelingt, die eigenen Emotionen zu regulieren und die Bedürfnisse ihrer Neugeborenen zu verstehen.
Eine konstante Nähe und ein zu promptes reagieren auf das Verhalten im Kindesalter über die Neugeborenenzeit hinaus kann erwiesenermaßen Nachteile für die Kindesentwicklung haben. So kann ein Gefühl von Bedrängung bedingt durch eine zu ausgeprägte Nähe zu den Eltern zu Gefühlen von Ängsten, sowie nächtlichem Erwachen beitragen. Gerade in den ersten Lebensmonaten ist es jedoch wichtig zu versuchen, schnell auf die Bedürfnisse Deines Babys einzugehen und es schnell wieder zu beruhigen. So ist das Weinen Deines Babys in diesem Zeitraum mit einem hohen Stresserleben, sowie mit der Ausschüttung des Stresshormones Cortisol verbunden. Gehen Eltern schnell auf die intensiven Emotionen des Kindes ein, sodass es sich schnell wieder beruhigt , sinkt der erhöhte Cortisolspiegel sehr schnell wieder ab. Ist der Cortisolspiegel jedoch über längere Zeit erhöht, wird die Ausschüttung anderer Hormone, beispielsweise Opioide, die einen positiven Effekt auf das Wohlergehen und die Stimmung haben, reduziert. Über einen längeren Zeitraum können diese Veränderungen zu einer Dysregulation im hormonellen Stresssystem führen, wodurch die Entwicklung einer Überempfindlichkeit für verschiedene Reize bedingt werden kann. Das Weinen Deines Babys kann durch eine Vielzahl verschiedener Ursachen bedingt sein. Dabei ist es vorteilhaft die Reaktion Deines Babys richtig einzuordnen, um Dein Baby schnell wieder beruhigen zu können.
Exzessives Schreien des Kindes kann unterschiedliche Ursachen haben
Organische Ursachen
Sollte Dein Baby laut und plötzlich aufschreien, gefolgt von einer kurzen Pause, in der es Luft zu holen scheint, um dann wieder laut zu Weinen zu beginnen, empfindet es womöglich Schmerzen. In diesem Fall ist es wichtig den Gesundheitsstatus Deines Babys zu überprüfen und beispielsweise die Temperatur Deines Babys zu messen. Allerdings wird es Dich beruhigen zu lernen, dass exzessives Weinen nur in etwa 5% aller Fälle durch organische Ursachen bedingt ist. In diesem Falle ist eine Harnwegsinfektion die häufigste organische Ursache für exzessives Weinen. Sollte Dein Baby körperliche Anzeichen zeigen, die auf das Empfinden von Schmerzen hindeuten sollte daher, wenn möglich, ärztlicher Rat gesucht werden.
Hunger
Babys fühlen sich alle drei bis vier Stunden hungrig. Daher handelt es sich bei der Empfindung von Hungergefühlen um die häufigste Ursache für das Schreien von Babys. Sollte die letzte Mahlzeit Deines Kindes also bereits etwas länger zurückliegen, könnte eine Nahrungsaufnahme dazu führen, dass sich Dein Baby wieder ruhiger fühlt. Zahlreiche Studien konnten dabei belegen, dass Muttermilch vorteilhaft für die körperliche Entwicklung Deines Kindes ist. Neben der wichtigen Rolle von Muttermilch für die Kindesentwicklung haben Forscher nun festgestellt, dass allein der Geruch von Muttermilch einen schmerzlindernden und beruhigenden Effekt auf Babys haben kann. Studien haben dabei beispielsweise gezeigt, dass das Füttern mit Milch über die Brust bei fünf Monate alten Babys mit weniger weinen verbunden ist. Um festzustellen wie sich der Geruch von Muttermilch auf beunruhigte Babys auswirkt, setzten die Forscher Babys während einer Blutabnahme dem Geruch von Muttermilch aus. Eine Vergleichsgruppe wurde dem Geruch von künstlicher Säuglingsnahrung ausgesetzt. Die Forscher konnten feststellen, dass die Babys, die den Geruch der Muttermilch wahrnahmen, geringere Level des Stresshormones Cortisol im Speichel aufwiesen, und weniger körperliche Anzeichen zeigten, die auf das Erleben von Schmerzen hindeuteten.
In den ersten Lebensmonaten kommen allerdings gelegentlich Probleme bei der Nahrungsaufnahme von Babys vor, die dazu führen können, dass sie häufiger weinen. Beispielsweise kann es vorkommen, dass beim Füttern des Babys durch Muttermilch unentdeckt Probleme auftreten, die dazu führen können, dass Babys nicht genügend Nährstoffen erhalten und dadurch nicht ausreichend gesättigt werden. Beispielsweise könnte die Aufnahme einer großen Menge an Muttermilch, die einen stark verringerten Fettinhalt aufweist dazu beitragen, dass Babys häufiger Hungergefühle erleben oder sogar Darmentzündungen entwickeln. Zudem können Schwierigkeiten bezüglich der motorischen Fähigkeiten dazu führen, dass Neugeborene Probleme beim Saugen aufweisen, wodurch die Aufnahme von Nahrung erschwert wird. Zudem wurde gezeigt, dass Ernährungsprobleme im Alter von fünf Monaten mit Problemen bei der Nahrungsaufnahme auch zu einem späteren Zeitpunkt in der Kindheit verbunden sind. Daher scheint ein gesundes Essverhalten von den ersten Lebensmonaten an einen starken Einfluss auf den Gesundheitsstatus auch später in der Kindheit zu haben. Daher ist es wichtig die gelungene Nahrungsaufnahme Deines Babys besonders in den ersten Lebensmonaten sicher zu stellen, um das Erleben von Unterernährung seitens Deines Babys zu vermeiden und das emotionale und körperliche Wohlergehen Deines Kindes sicher zu stellen. 3. Müdigkeit
Gerade sehr kleine Babys benötigen sehr viel Schlaf. Sollte Dein Baby also nach einer längeren Spieleinheit zu weinen beginnen, könnte es also gut sein, dass es sich unwohl fühlt, weil es müde ist. Daher kann es hilfreich sein, während des Spiels auf die körperlichen Signale, die Dein Kind sendet, zu achten. Reibt es wiederholt seine Augen oder scheint das Interesse an seiner Umwelt zu verlieren und gähnt vermehrt, braucht Dein Baby höchstwahrscheinlich eine Pause. Ein Mittagsschlaf könnte nun möglicherweise dabei helfen, Dein Baby wieder zu beruhigen. Um in den ersten Lebensmonaten eine hohe Schlafqualität zu ermöglichen, kann zudem das Schlafen in einem mit den Eltern geteilten Zimmer einen beruhigenden Effekt auf Babys haben. Die Präsenz der Eltern kann dabei einen beruhigenden Effekt auf das Baby ausüben wodurch ein längerer und gesünderer Schlaf ermöglicht werden kann.
Körperliche Zuneigung
Babys nutzen die körperliche Berührung durch die Eltern, um die eigenen Emotionen und das eigene Wohlergehen zu regulieren. Ein häufiger Körperkontakt durch beispielsweise häufiges getragen oder im Arm gehalten werden kann erwiesenermaßen zu der Entwicklung des Gehirns und der Fähigkeit der Selbstregulation beitragen. Die körperliche Nähe zu den Eltern ist dabei unter anderem wichtig, um ein Gefühl von Verbundenheit und Sicherheit zwischen Eltern und Kind zu ermöglichen. Das Weinen Deines Babys könnte also auch darauf hindeuten, dass es Deine körperliche Nähe sucht. In einigen Fällen besteht jedoch ein geringes Risiko, dass Dein Baby eine Überempfindlichkeit für Berührungen, Bewegungen oder Geräusche aufweist, die dazu beitragen kann, dass Babys bedingt durch sensuelle Reizüberflutung häufiger weinen. In diesen Fällen kann ein Sprach- oder Physiotherapeut behilflich sein. Zudem kann das sanfte Massieren zu einer Desensibilisierung des Babys gegenüber Berührungen beitragen.
Anpassung des elterlichen Verhaltens an das Kind
Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass angepasste körperlichen Bewegungen der Eltern, sowie eine Anpassung der Art wie Eltern sprechen, die emotionalen Empfindungen des Kindes modulieren kann. Dafür ist es notwendig die mentale Lage des Kindes korrekt zu interpretieren und mit angemessenen körperlichen Abläufen zu reagieren. Dabei ist es notwendig, genau auf den körperlichen Ausdruck des Kindes einzugehen und die eigenen Bewegungen daran anzupassen. Zudem kann die Anpassung der Art zu sprechen, sowie die Modulierung der eigenen Sprachmelodie die emotionale Lage des Kindes beeinflussen.
Die meisten Babys durchleben Phasen in denen sie exzessiv weinen. Da Babys jedoch mit der Zeit lernen die eigenen Emotionen zu besser regulieren zu können wird auch das Weinen mit der Zeit vermindert. Zudem führen neurobiologische Entwicklungen im Gehirn der Eltern dazu, dass es ihnen mit der Zeit besser gelingt, die eigenen Emotionen zu regulieren und die Bedürfnisse ihrer Neugeborenen zu verstehen. Um Dein Baby bestmöglich beruhigen zu können kann es jedoch hilfreich sein zu bedenken welche Ursachen das beunruhigte Verhalten Deines Babys bedingen können. Wenn Du nicht weiter weißt, besteht die Möglichkeit, dich an eine Schreiambulanz in deiner Nähe zu wenden.
Referenzen:
Zeifman, Debra M, und Ian St James-Roberts. Parenting the crying infant. Current Opinion in Psychology, Parenting, 15 (1. Juni 2017): 149–54.
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Shai, Dana, und Jay Belsky. When Words Just Won’t Do: Introducing Parental Embodied Mentalizing. Child Development Perspectives 5, Nr. 3 (2011): 173–80.
Nishitani, Shota, Tsunetake Miyamura, Masato Tagawa, Muneichiro Sumi, Ryuta Takase, Hirokazu Doi, Hiroyuki Moriuchi, und Kazuyuki Shinohara. „The calming effect of a maternal breast milk odor on the human newborn infant“. Neuroscience Research 63, Nr. 1 (1. Januar 2009): 66–71.
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