Viele Gründe können dahinter stecken, wenn Dein Baby weint
Vielleicht kennst Du solche Tage: Du willst Dein Baby beruhigen, aber egal was Du machst, nichts will so wirklich klappen. Solche Tage sind keine Seltenheit, denn Babys machen solch eine rapide Entwicklung durch, dass dies für den kleinen Körper und Geist manchmal ganz schön anstrengend sein kann. Vor allem während der Dreimonatskoliken tritt gehäuft vermehrtes Weinen auf, da das Baby noch nicht gelernt hat, sich selbst wieder zu beruhigen. Auch Impfungen oder Bauch- und Zahnschmerzen gehören zu den Gründen, die sehr unangenehm sein können und den Tag Deines Babys negativ einfärben können. Manche Kinder haben auch eine regelrechte Veranlagung dazu, ihren Unmut lautstark zu äußern, sogenannte High Need Babys.
Teilweise kann aber auch einfach nur Hunger oder Müdigkeit dahinterstecken. Mit der Zeit wirst Du Dein Kind immer besser deuten lernen und intuitiv wissen, was Dein Kind gerade braucht.
Wenn Dein Kind sich längerfristig anders verhält und nicht aufhört zu weinen, solltest Du immer Deine Hebamme um Rat fragen oder dies ärztlich abklären lassen. Oftmals steckt allerdings nichts Schlimmes dahinter und einfache Beruhigungsmethoden können schon dabei helfen, Dein Baby zur Ruhe zu bringen. Wir haben für Dich die effektivsten Methoden gesammelt.
Baby beruhigen: Zehn effektive Tipps
1. Enger Körperkontakt vermittelt Geborgenheit
Babys sind Traglinge und lieben den Körperkontakt zu ihren Eltern. Vor allem an schlechteren Tagen kann der Körperkontakt ungemein beruhigend wirken, da es Deinem Baby Sicherheit und Geborgenheit vermittelt. Mithilfe eines Tragetuchs oder einer Tragehilfe kannst Du Dein Baby eng an Deinem Körper tragen, sodass es Deine Körperwärme und auch Deinen vertrauten Geruch besonders gut wahrnehmen kann. Bewege dich dabei sanft und mit ruhigen Atemzügen. Kombiniert mit ein paar sanften Streicheleinheiten über die Stirn oder einer Babymassage beruhigt sich Dein Baby in der Regel recht schnell wieder.
2. In der Ruhe liegt die Kraft
Babys sind sehr empfindsame Wesen, wenn Du unter Stress stehst oder genervt bist, wird sich dies recht schnell auf Dein Baby übertragen. Wenn es sowieso schon eher unruhig ist, kann sich Deine Laune negativ auf seine eigene auswirken. Auch wenn längeres Schreien manchmal zur Belastungsprobe werden kann, solltest Du immer versuchen, ruhig zu bleiben. Eine gute Beruhigungsmethode ist es, Dein Baby auf Deine Brust zu legen und ganz regelmäßig ein- und auszuatmen. Zum einen kann Dir diese Atemübung selbst dabei helfen, ruhiger zu werden, zum anderen nimmt Dein Baby Deinen regelmäßigen Atem wahr und Deine Ruhe überträgt sich allmählich auf es. Vor allem eine tiefe Bauchatmung kann effektiv dazu beitragen, schneller zu entspannen. Achte auch auf dich und gönne Dir eine Auszeit im Alltag. Gehe z.B. mit Deiner Freundin spazieren oder verabrede dich zum Essen. Lass Dich durch Familie und Freunde unterstützen.
3. Angenehme Geräuschkulisse schaffen
Viele Kinder reagieren sehr positiv auf angenehme Geräusche. Die vertrauten Stimmen der Eltern empfinden Babys als sehr angenehm, schließlich konnte es ihnen bereits im Mutterleib lauschen. Wenn Du Dein Baby beruhigen möchtest, kannst Du ihm etwas vorsingen oder sanft „Shhhh“-Laute machen. Auch Alltagsgeräusche wie Regenprassel, Vogelgezwitscher, aber auch das Summen vom Kühlschrank kann dabei helfen, Dein Baby zu beruhigen. Weißes Rauschen hat sich wissenschaftlich als besonders wirkungsvoll erwiesen: In einer Studie wurde untersucht, inwieweit sich weißes Rauschen auf den Schlaf von Babys auswirken kann. Rund 80% der Kinder, denen weißes Rauschen vorgespielt wurde, schliefen innerhalb von fünf Minuten ein. In der Kontrollgruppe, in der die Kinder kein weißes Rauschen hörten, schliefen lediglich 25% der Kinder in dieser Zeitspanne ein. Im Handel gibt es mittlerweile sogar Kuscheltiere, die weißes Rauschen oder andere beruhigende Geräusche abspielen können, um Deinem Kind das Schlafen zu erleichtern.
4. Baby beruhigen durch Reizvermeidung
An Tagen, an denen Dein Kind sich eher schlecht beruhigen lässt, hilft es, seine Umgebung möglichst reizarm zu gestalten. Verzichte an diesen Tagen evtl. auf Besuch, dimme das Licht und schließe die Fenster, um laute Geräusche zu vermeiden. Je nach Entwicklungsstadium nimmt Dein Baby immer mehr Reize bewusst wahr, was manchmal etwas überfordernd für es sein kann. Gerade während der Dreimonatskoliken haben Babys damit zu kämpfen, auch High Need Babys sind schnell von ihrer Umgebung überreizt.
5. Pucken
Beim Pucken wird das Kind mittels bestimmter Techniken in ein Deckchen gewickelt, das den Körper fest umschließt. Dieser Zustand wirkt beruhigend auf Babys, weil es sie an die Zeit im mütterlichen Bauch erinnert. Die richtige Technik solltest Du Dir in jedem Fall von Deiner Hebamme zeigen lassen, denn gerade bei sehr kleinen Babys kann eine falsche Wickeltechnik mehr schaden, als dass sie hilft.
6. Nutze das Überraschungsmoment
Vielleicht kennst Du das selbst: Du hast einen nicht so guten Tag und Deine Laune ist nicht die Beste, plötzlich siehst Du ein lustiges Bild oder hörst ein seltsames Geräusch und musst darüber lachen. Auch bei Deinem Kind kannst Du versuchen, das Überraschungsmoment auszunutzen: Blödel herum, wenn es gar nicht damit rechnet: Streck die Zunge heraus, mach Geräusche wie eine Kuh oder zieh Dir einen lustigen Hut auf. Gerade bei älteren Kindern kann dieser Trick gut funktionieren, um sie abzulenken. Bei sensiblen Kindern, die schnell überreizt sind, kann dieser Tipp jedoch auch nach hinten losgehen.
7. Baby beruhigen durch Saugen
Viele Kinder finden es äußerst beruhigend, wenn sie etwas zum Saugen im Mund haben. Das kann Deine Brust, aber auch ein Finger, die Flasche oder ein Schnuller sein. Gerade in der Zeit, in der Dein Kind Zähne bekommt, wird es dankbar sein, wenn Du ihm etwas zum drauf herumbeißen anbietest, z.B. einen Beißring.
Viele Kinder beruhigt schon die Nähe der Brust und der Geruch der Muttermilch, auch wenn sie vielleicht in dem Moment noch keinen Hunger haben. Auch bei einem Wachstumsschub möchten Babys vermehrt trinken, weswegen Du Flasche oder Brust am besten besonders häufig anbietest. Bei Kindern, die besonders nachts sehr unruhig sind, kann Einschlafstillen helfen.
8. Die richtige Position und der richtige Griff
Es gibt spezielle Haltungen, die Deinem Baby dabei helfen können, zur Ruhe zu finden. Die wohl bekannteste ist die Wiegenhaltung, bei der Du Dein Kind sanft in Deinen Armen schaukelst, um den Effekt einer Wiege nachzuahmen. Auch der sogenannte Fliegergriff hat sich bei bewährt, wenn Du dein Baby beruhigen willst: Bei diesem hältst Du Dein Kind bäuchlings auf Deinem Unterarm, mit dem anderen Arm stützt Du sein Köpfchen. Vielen Kindern macht besonders diese Haltung Spaß, da sie alles mal aus einer anderen Perspektive betrachten können. Am besten funktionieren die Haltungen, wenn man sie mit Bewegung kombiniert.
In einer Studie haben Wissenschaftler die beruhigende Wirkung von Transportreaktionen überprüft, die auch im Tierreich auftreten: Beispielsweise tragen Hunde oder Mäuse ihre Jungen ein Stück, wenn diese unruhig werden. In der Studie wurden verschiedene Beruhigungsmethoden bei schreienden Babys untersucht, z.B. das Schaukeln in einer Wiege, das Liegen im Kinderbett, von der Mutter im Sitzen gehalten werden und das Herumtragen im Gehen. Die Studie ergab, dass sich Kinder beim Herumtragen durch die Mutter im Gehen am schnellsten beruhigten, ihre Herzfrequenz verlangsamte sich innerhalb von 30 Sekunden signifikant. Ein ähnlich beruhigender Effekt trat in der Studie bei Kindern auf, die in einer schaukelnden Wiege lagen. Der Test bestätigt, dass Bewegung einen positiven Effekt auf unruhige Kinder hat.
9. Ein Bad entspannt die Nerven
Wahrscheinlich kann fast jeder bestätigen, dass nach einem stressigen Tag ein warmes Bad eine wahre Wohltat sein kann. Auch Deinem Baby tut die Wärme bei Unruhe besonders gut. Während Du es badest, kannst Du ein angenehmes Licht anmachen oder ein bekanntes Liedchen summen. Dein Baby wird nach dem Badegang sicherlich entspannt und müde sein. Es gibt allerdings auch ein paar Kandidaten, die nach einem Bad richtig aufgedreht sind. Probiere aus, was Deinem Kind persönlich gut tut!
10. Rituale einführen
Wenn Du Dein Baby beruhigen möchtest, hat es sich bewährt, wenn Rituale in ihrem Tagesablauf etabliert werden. Das kann z.B. eine Geschichte vor dem Schlafen gehen, oder ein gemeinsamer Aufsagespruch vor dem Essen sein. Versuche für Dein Kind Struktur zu schaffen, denn an dieser kann es sich besonders gut orientieren, was wiederum Unruhe im Alltag vermeidet.
Gibt es Tropfen oder Zäpfchen, um mein Baby zu beruhigen?
Homöopathische Arzneimittel in Form von Tropfen oder Zäpfchen können unterstützend wirken, wenn Dein Baby unter Unruhezuständen leidet, z.B. beim Zahnen. Du solltest vor einer Anwendung jedoch immer mit einem Arzt / einer Ärztin sprechen. Auch eignen sich solche Mittel meist nur für einen kurzfristigen Gebrauch, weswegen Du die genaue Ursache für die Unruhe Deines Kindes rausfinden solltest.
Baby beruhigen: Individuelle Vorlieben herausfinden
Um ein schreiendes Baby zu beruhigen, gibt es keine Allgemeinformel. Jedes Kind ist unterschiedlich: Während dem einen beispielsweise ein Bad guttut, wird das andere dadurch nur noch aufgekratzter. Während das eine den Fliegergriff mag, fängt ein anderes an, noch mehr zu weinen. Probiere aus, was Deinem Kind besonders gut gefällt und gib ihm vor allem Zeit dabei. Nur weil ein Tipp nicht sofort das Weinen stoppt, heißt es nicht, dass er nichts bringt. Auch wenn es vielleicht Tage gibt, an denen es besonders schwierig ist, solltest Du nicht alle Tipps einfach abarbeiten - dies kann noch mehr Unruhe einbringen und Dein Kind völlig überreizen. Es wird auch Tage geben, an denen ein Tipp super klappt und an einem anderen wieder überhaupt nicht. Lass Dich dadurch nicht entmutigen und zweifle vor allem nicht an Dir als guten Elternteil. Da Babys noch nicht sprechen können, kann man ihr Verhalten in den meisten Fällen nur durch genaue Beobachtungsgabe interpretieren und dabei auch mal falsch liegen. Mit der Zeit wirst Du Dein Kind jedoch immer besser kennenlernen und genauer wissen, was es wann benötigt. Wenn Dein Baby einfach nicht aufhört zu schreien, solltest Du dies ärztlich abklären lassen. Bei besonders schweren Fällen kannst Du auch in einer Schreiambulanz vorstellig werden.
Referenzen:
Spender et al. White noise and sleep induction. Arch Dis Child. 65(1): 135–137. 1990.
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