Was bedeutet der Babyschlaf für die Entwicklung Deines Kindes?
In den ersten Monaten wirst Du Dich wahrscheinlich darüber wundern, wie viel Dein Baby jeden Tag schlafen kann. So schlafen Neugeborene in den ersten paar Monaten durchschnittlich etwa 16 Stunden pro Tag, wobei erhebliche individuelle und kulturelle Unterschiede im Schlafverhalten von Babys bestehen. Im Laufe des Lebens nimmt die Anzahl von Stunden, die Dein Baby schläft, dann immer mehr ab, bis es im Erwachsenenalter nur noch etwa sieben bis acht Stunden benötigen wird. Doch wieso schläft Dein Baby überhaupt so viel? Sind die ersten Lebensjahren mit so vielen Anstrengungen für ein Baby verbunden, dass es so viel Zeit im schlafenden Zustand verbringen muss, um sich zu erholen? Erfüllt der Babyschlaf etwa eine andere Funktion als bei uns Erwachsenen?
Etwa 50% der Zeit, die Dein Baby in einem schlafendem Zustand ist, verbringt es in einem aktiven Schlaf
Der Schlaf von Erwachsenen lässt sich in sogenannte REM und nicht- REM Schlaf Phasen unterteilen. Babys verbringen vergleichsweise viel Zeit ihres gesamten Schlafes in einer dem REM- Schlaf ähnlichen Schlafphase. Der sogenannte REM Schlaf zeichnet sich durch eine unregelmäßige Herzfrequenz, Atemfrequenz, eine charakteristische Gehirnaktivität und gelegentliche Bewegungen des Körpers aus. Zudem träumen wir während dieser Schlafphase, was sich an den Bewegungen der Augen unter geschlossenen Lidern erkennen lässt. Während des nicht- REM Schlafes hingegen sind die Muskeln blockiert, so dass wir uns nicht bewegen können. Außerdem zeichnet sich diese Schlafphase durch eine ruhigere Gehirnaktivität und einen ruhigeren Atem und Herzschlag aus. Im Vergleich zu Erwachsenen verbringen Babys deutlich mehr Zeit Ihres gesamten Schlafes in einer dem REM- Schlaf ähnlichen Schlafphase. Dass Babys überwiegend viel Zeit in dieser aktiveren Schlafphase verbringen, ist dabei mit vielen Vorteilen für die Entwicklung Ihres Babys verbunden.
Der REM Schlaf fördert die Entwicklung des Gehirns
Während des ersten Monate macht Dein Baby eine Vielzahl von neuen Erfahrungen und erlernt viele neue Fähigkeiten. Dadurch, dass Dein Baby sehr viel Zeit in einem dem REM Schlaf ähnlichen Zustand verbringt, können sich die Erinnerungen an die neuen Erlebnisse im Gehirn Deines Babys festigen, so dass es schnell dazulernt und sich somit auch schneller in der komplexen Umwelt zurechtfindet, von der es umgeben ist. Der REM Schlaf unterstützt dabei das Wachstum und die Festigung der neuronalen Verbindungen, da das Gehirn in dieser Phase, auch wenn wir nicht mehr bei Bewusstsein sind, weiterhin aktiv ist.
Das Erleben von Träumen unterstützt die Entwicklung des visuellen Systems Deines Kindes
Damit sich das visuelle System Deines Babys entwickeln kann, wird ein hohes Maß an visueller Stimulation benötigt. Durch das Licht, das durch die Linse ins Auge fällt, wird das visuelle System, einschließlich der Augen und der relevanten Gehirnregionen, trainiert, so dass sich die Sehfunktion verbessert. Der Lichteinfall im Mutterleib ist jedoch nur sehr gering und auch in den ersten Lebensmonaten hat Dein Baby nur wenig Möglichkeit seine Sehfähigkeit zu trainieren, da es sehr viel Zeit schlafend verbringt. Während dem Erleben von Träumen, während des REM Schlafes, kann das visuelle System dennoch geformt und trainiert werden. Das Träumen zeichnet sich durch die Wahrnehmung von Bildern aus, die durch die eigene Gehirnaktivität produziert wurden. Durch das Wahrnehmen dieser Bilder kann dann die Entwicklung des visuellen Systems unterstützt werden, obwohl die Bilder nicht der Realität entstammen, sondern von der eigenen Gehirnaktivität generiert werden.
Dein Baby kann, auch wenn es schlummert, weiterhin Informationen aufnehmen und lernen
Studien belegen zudem, dass Neugeborene, im Gegensatz zu Erwachsenen, selbst wenn sie schlafen, noch neue Informationen aufnehmen und im Gedächtnis abspeichern können. In einer Studie wurde zum Beispiel untersucht, ob Neugeborene auch während des Schlafens Informationen aus der Umwelt aufnehmen können. Dabei wurden den Neugeborenen, während sie schliefen, finnische Vokale vorgespielt. Anschließend wurden den Neugeborenen im wachem Zustand die gleichen Vokale erneut vorgespielt. Durch das Messen der Gehirnaktivität konnte festgestellt werden, dass Neugeborene die Vokale, die sie im Schlaf gelernt hatten, voneinander unterscheiden konnten. Die Wissenschaftler erklärten ihre Befunde dadurch, dass, im Vergleich zu Erwachsenen, bei denen das Gehirn vollständig von der Außenwelt abgekoppelt ist, das Gehirn von Neugeborenen auch im schlafenden Zustand noch so aktiv ist, dass weiterhin Neues dazugelernt werden kann.
Babyschlaf ist weniger tief, aber dafür länger
Im Vergleich zum Schlaf Erwachsener ist der Schlaf von Neugeborenen also mit einer höheren Gehirnaktivität verbunden. Diese unterstützt die Gehirnentwicklung des Kindes, hilft Deinem Baby dabei das Erlebte im Schlaf zu verarbeiten und fördert die Entwicklung der visuellen Fähigkeiten Deines Kindes. Zudem deuten Studienergebnisse darauf hin, dass Babys, selbst im schlafenden Zustand, noch Informationen aus der Umwelt aufnehmen können. Somit ist es Deinem Baby möglich in den ersten Monaten trotz langer Schlafphasen viel zu lernen um zu lernen seine Umgebung etwas besser verstehen zu können.
Hier noch einmal das Wichtigste in Kürze:
- In den ersten Lebensmonaten verbringt Dein Baby einen sehr großen Anteil seines oder ihres Tages in einem schlafenden Zustand
- Der Schlaf Deines Babys zeichnet sich, im Vergleich zu dem von Erwachsenen, dabei durch unterschiedliche Eigenschaften aus
- So verbringen Neugeborene etwa 50% ihres Schlafes in einer aktiveren, dem REM Schlaf ähnlichen, Schlafphase
- Durch den aktiveren Schlaf wird die Gehirnentwicklung Deines Babys gefördert, die Entwicklung des visuellen Systems unterstützt und das Aufnehmen neuer Informationen während des Schlafes ermöglicht
Referenzen:
Bathory E, Tomopoulos S. Sleep Regulation, Physiology and Development, Sleep Duration and Patterns, and Sleep Hygiene in Infants, Toddlers, and Preschool-Age Children. Current Problems in Pediatric and Adolescent Health Care 2017; 47(2): 29-42.
Siegler R, Eisenberg N, & DeLoache J. How children develop. New York, NY: Worth 2011.
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